Unterschiedlicher konnten die Vorzeichen zum Stadtderby nicht sein, die
SG grüßt souverän von der Tabellenspitze und kann eigentlich schon einen Haken
hinter die Meisterschaft machen; die Westler hingegen hängen tief im Tabellenkeller
und benötigen jeden Punkt.
Wie so oft werden schon im Vorfeld Wetten abgeschlossen, wie viele
Gegentore die Germanen denn heute fressen werden. Betrachtet man die letzten
Auftritte der Wolkenrasen Kicker und die Torausbeute der Angreifer, so konnte
einem schon angst und bange werden.
Der Gast mit dem unbedingten Willen zur Wiedergutmachung angereist,
traf auf eine erneut stark verjüngte Germania, mit Max Eschrich und Max Töpfer
sollten zwei weitere Junioren ihr Debüt im Trikot der Männer geben und um es
vorne weg zu nehmen, machten beide ihre Sache in der schwierigen Situation mehr
als gut.
Willkommen im Team, Männer!
Die SG startete wild in Richtung Bauer-Gehäuse und setzte das
Heimbollwerk gehörig unter Druck, mit vereinten Kräften wurden aber noch alle
brenzligen Situationen gemeistert.
Es gab mit zunehmender Spieldauer auch Möglichkeiten im Konter durch
Lehneck und Lippmann, aber der Abschluss fehlte oder es dauerte einfach zu
lange.
Wenke mit gefühlten 500 Flankeneinwürfen suchte permanent Büchner, aber
Wohlleben machte gegen den SG-Spielmacher ein klasse Spiel und ließ nichts
Ernsthaftes zu.
Der Druck wurde nun immer größer und als Bauer einen Freistoß nur
klatschen lassen konnte, markierte Marsiske per Abstauber die Führung der
Gäste.
Die Germanen steckten aber nicht auf und kämpften um jeden Meter,
Züllich stand ebenfalls resolut gegen alles, was auf ihn zu rollte und auch Florian klärte ohne
viel Schnörkel auf seiner Außenbahn, Oldie Heßland spielte gegen Ditscheid nach
anfänglichen Anpassungsproblemen ebenfalls ein starkes Spiel.
Insgesamt machte die Abwehr um Martin Rauch ihrem Namen alle Ehre,
diese Tugend sollten auch in den restlichen Saisonspielen wieder oberste
Prämisse sein.
Die beste von nur wenigen Möglichkeiten für den TSV hatte Rezai kurz vor der Halbzeit, sein strammer Schuss
wurde aber vom fehlerlosen Schmidt gut pariert.
Mit einem knappen Rückstand ging es dann in die Pause, man nahm sich
vor selbst noch mehr für die Offensive zu tun, hatte aber im Hinterkopf, dass
angesichts des Spiels der Junioren am Sonntag in Weimar Wechsel vorgenommen
werden müssen.
Mit viel Schwung kamen beide Teams aus den Kabinen, als es dann einen
Freistoß für West gab, nahm sich der junge Wohlleben das Leder und knallte ohne
Ansatz auf das Gehäuse von Schmidt, der abgefälschte Ball landete zum
umjubelten Ausgleich im linken Eck. Nun kochte der Karpfenteich komplett.
Das schmeckte den Gästen natürlich gar nicht, mit viel Leidenschaft
verteidigten die Germanen den Punkt wie ihr Augenlicht und versuchten
im Konter selbst zum Abschluss zu kommen, die gut 200 zahlenden Zuschauer
peitschten ihre Teams nach vorne und die Spannung war auf dem Höhepunkt.
Spielerisch wahrlich
kein Leckerbissen, aber mit vielen rassigen Zweikämpfen und Emotionen ging es
ins letzte Viertel, die Umstellung im Abwehrverbund der Germania brachte nun zusehends
Unordnung und im Angriff schwanden die Kräfte bei den Hausherren mit jeder
Minute, außerdem verletzte sich Rezaei am Arm, spielte aber mit starken
Schmerzen das Spiel zu Ende, happy End in der Notaufnahme - nichts gebrochen!
Ein sichtlich
humorvoller Zuschauer aus Unterlind meinte: „spielt doch Kreisklasse, da kann
man 6 mal wechseln!".
Als dann ein
Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum flog, nahm das Unheil seinen Lauf,
zwei Luftlöcher und schlechte Zuordnung ermöglichte es dem Gast erneut in
Führung zu gehen.
Die unübersichtliche
Situation lässt keinen klaren Torschützen zuordnen, im Spielbericht zeichnete
sich Büchner für den Treffer verantwortlich. Sei es drum - es war ja noch etwas
Zeit, um erneut den Ausgleich zu erzielen, aber es gab nicht mehr so viel
Schwung nach vorne, im Konter hätte Marsiske dann den Sack zu binden müssen,
scheiterte aber allein vor dem leeren Tor.
Es sollte sich noch
eine gute Möglichkeit für den TSV ergeben, als ein Freistoß in den Strafraum
flog, hatte Götz die riesen Chance per Kopf zu egalisieren, aber er verpasste
knapp die rechte Torecke.
Danach pfiff der
gute Schiri Fleischmann das denkwürdige Spiel ab und nur eine Mannschaft konnte
ausgelassen mit ihrem Anhang feiern.
Unschön, die
beschädigten Werbebanden durch die Gästefans, welche durch Feuerwerk und
Panzertape in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Fazit: Einsatz und
Leidenschaft haben absolut gepasst und mit ein wenig mehr Glück und Präzision
wäre sogar ein Punkt im Bereich des Möglichen gewesen. Am Ende stehen aber null
Punkte, Enttäuschung und Unverständnis über so manch lautstark verkündetet Entscheidung während
des Spielverlaufs.
Wer weiß, wann es
dieses reizvolle Derby wieder geben wird. Viel Aufwand und wenig (sportlicher)
Ertrag!
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