Bauer die Mauer,
nach dem Sieg in der Vorwoche gegen den Tabellennachbarn Römhild reiste der
Germaniatross mit einigen Personalsorgen zum spielstarken SC Schleusingen. Die
ambitionierten Gastgeber gehören mitunter zu den spielstärksten Teams der
Kreisliga und im Hinspiel hatte man viel Dusel und einen überragenden Heiko Heßland,
der damals zwei Tore zum 3:1-Heimsieg beisteuern konnte. Mit Zetzmann und dem
ehemaligen 04er Fischer verfügen die Schleusinger über zwei herausragende
Strategen, welche in der Lage sind jederzeit Spiele alleine zu entscheiden.
Mit Lehneck, Conrad und Baumann standen drei wichtige Stützen nicht zur
Verfügung; also halfen einmal mehr die A-Junioren aus, und mit C. Bockisch
greift endlich ein weiterer Langzeitverletzter wieder ins Spielgeschehen ein.
Als Schiri Grimmer das Spiel frei gab, ging es sofort mit Tempo in Richtung
Schleusinger Kasten, Roth setzte sich energisch auf links durch, seine scharfe
Eingabe wurde aber im letzten Moment von Maciejczik geklärt.
Der nächste Angriff wieder über Roth brachte einen Freistoß ca. 20 Meter vor
dem Tor, Gundermann legte sich die Pille zurecht und mit kurzem Anlauf nagelte
er den Ball an der Mauer vorbei ins lange Eck. Traumtor a la Bumm Bumm Babatz
Wer nun dachte, die frühe Führung bringt mehr Ruhe ins Spiel der Westler, wurde
enttäuscht. Man war zwar optisch überlegen, die Zweikämpfe wurden resolut
geführt und größtenteils auch gewonnen, aber was dabei raus kam, war zu wenig. Viele
Fehlabspiele und ungenaue Pässe in die Tiefe ließen kaum Gefahr aufkommen. Meist
waren es Einzelaktionen, die gefährlich wurden. Döbrich zog einmal in die Mitte
und schloss ab, sein guter Versuch wurde aber durch Maciejczik zur Ecke
geklärt.
Auf der Gegenseite war der agile Zetzmann bei Kettenhund Götz in gutem Verwahr
und auch Osman war mehr mit Verteidigen beschäftigt als ihm lieb sein konnte.
Gefahr für Bauer bestand selten, denn die Schüsse aus der zweiten Reihe gingen
meist ins angrenzende Dickicht. Roth und Akburu im Angriff zerrten an den
Ketten der Verteidigung, die daraus resultierenden Fouls brachten zwar
Freistöße ein, aber die Ausführung war dann doch recht dürftig.
Eine Halbchance gab es dann noch durch Lippmann als sein Flankenversuch die
Latte touchierte, mehr aber auch nicht.
Mit einer verdienten, aber knappen Führung ging es in die Pause; verbesserungswürdig
waren die Raumaufteilung und das ungenaue Passspiel. Der Wille aller war
absolut intakt, und in der zweiten Halbzeit sollten die angesprochenen Punkte
verbessert werden.
Die Schleusinger begannen stark und suchten noch mehr ihr
Heil im Angriff. Schüsse von Zetzmann und Fischer verfehlten ihr Ziel jeweils
denkbar knapp.
Als dann im Konter der starke Roth durchgebrochen war, wurde er von Stüss per
Notbremse gefällt. Hier sieht das Regelwerk die rote Karte vor und der zur
Halbzeit für seinen angeschlagenen Schirikollegen Grimmer gekommene Krämer
hatte keine andere Wahl und zeigte diese ohne große Beschwerden durch die
Gastgeber.
Komischerweise kamen nun die Schleusinger extrem auf, Fischer hatte die riesen
Chance zum Ausgleich als er nach einer kleinen Unsicherheit von Bauer allein
vor dem Tor stand.
Auf der Gegenseite hatte Scheler ebenfalls eine Großchance auf dem Fuß alleine
Richtung Maciejczik unterwegs, spielte er den Ball auf den gedeckten Roth
anstatt selbst abzuschließen.
Roth musste dann völlig erschöpft vom Platz, und mit Bockisch wurde
positionsbezogen gewechselt, dieser Schachzug sollte sich nicht viel später
bezahlt machen. Im Zusammenspiel mit Gundermann kam er frei vor Maciejczik an
den Ball, zuvor bei Scheler abgeschaut wie man es nicht macht, schob er den
Ball zur 2:0-Führung in die Maschen.
Die Freude war riesig, fehlte er doch fast 1,5 Jahre und belohnte sich prompt
mit seinem ersten Saisontor.
Auf einmal ging ein Ruck durch das Team, die Angst war verschwunden und man
spielte einen gepflegten Ball. Der trickreiche Rezai wurde zum Vorlagengeber
des dritten Tores, sein öffnender Pass in die Tiefe wurde von Lippmann erlaufen,
dieser bediente per Querpass den mitgelaufenen Döbrich und der hatte wenig Mühe
den Sack zuzumachen.
Für die nie aufsteckenden Gastgeber gab es kurz vor Apfiff noch die riesen
Möglichkeit zur Ergebniskosmetik, doch Bauer hielt mit überragender Parade
einen Schuss aus zwei Metern und bleibt damit im 5. Spiel in Folge unbezwungen.
Fazit: Mit dem letztendlich verdienten Sieg und der überraschenden Niederlage
der Heldburger darf man sich sogar erstmals länger als einen Tag über die
Tabellenführung freuen. Einstellung und Kampf waren tadellos; Luft nach oben
gibt es im Aufbauspiel und in der Chancenverwertung.
Nächste Woche kommt es am Karpfenteich zum Showdown mit der Eintracht aus
Heldburg, auch hier dürfte mit einer ähnlichen Einstellung etwas möglich sein.
Der Bericht aus Schleusingen:
Schade! Ich hatte mich auf dieses Spiel gefreut und war
gespannt, ob und wie unsere Blau-Gelben nach den 3 Siegen - freilich gegen
Gegner aus der unteren Tabellenhälfte - nun auch gegen eine Spitzenelf - und
der Gast erwies sich als eine solche - bestehen würde. Aber die Aussichten
schienen zunächst als sehr gering, denn die nun schon seit Wochen angespannte
Personallage in beiden Männermannschaften verschlimmerte sich vor dieser
Begegnung noch einmal: Zu den schon länger Fehlenden kamen nun Sauer (verletzt),
Jüptner (privat) sowie Thomasen (Ausland). Hinzu kommt, dass die Reserve jeden
Punkt zum Klassenerhalt benötigt und im Vorspiel nicht entscheidend geschwächt
werden durfte.
So hat man die Problematik gelöst: Reif spielte 90 Minuten
in der Zweiten, wurde dann eingewechselt. Reckihn spielte erst 45, dann 80
Minuten, S. Hartleb musste zweimal über die komplette Distanz gehen, Zetzmann
erst 45, anschließend 90 Minuten. Dazu wurde Stüß nach vielen Wochen Pause und
wenigen Spielen in der Zweiten in der Innenverteidigung aufgeboten.
Was war unter diesen Umständen möglich? Eigentlich wenig.
Aber unser SC hat nicht enttäuscht, kämpfte um jeden Ball, hatte mehrere
Top-Möglichkeiten und wurde in einer von Anfang an flotten und intensiven
Begegnung letztlich unter Wert geschlagen. Zuerst zielte Osman übers Tor,
darauf blockte unser Torwart eine flache Eingabe, war aber gegen den folgenden
scharfen Freistoß von Gundermann machtlos. Dieser Stand hielt bis kurz vor
Schluss, als die Mannen vom Karpfenteich noch zweimal erfolgreich in unsere
Ausgleichsbemühungen konterten. Dazwischen blieb das Spiel - bei Feldvorteilen
für die Gäste in der 1. Halbzeit - abwechslungsreich mit Torchancen auf beiden
Seiten. Unser SC hätte dabei mehrmals ausgleichen, vielleicht sogar in Führung
gehen können durch Osman, zweimal Fischer nach tollen Zügen, durch Zetzmann
nach Torwartfehler, und das, obwohl er seit der 57. Minute in Unterzahl war,
nachdem Stüß wegen einer Notbremse Rot gesehen hatte und nicht der Hausherr,
sondern die Gäste kräftemäßig nachließen. Sogar in der Schlussminute hatten
Reif (er scheiterte am glänzend reagierenden Bauer) und Osman (knapp verzogen)
zwei Riesen-Chancen. Vielleicht hätte eine Einwechslung von Seibel etwas
gebracht - er hatte im Vorspiel den wichtigen 4:1-Sieg der Zweiten mit 3 Toren
befördert.
So kam der spielerisch gute und flott angreifende Gast mit
Cleverness, Routine und manch "Mätzchen" zum verdienten Sieg. Aber
der bravurös kämpfende, dadurch auch zum Spiel findende und den genannten
Umständen (Besetzung, Unterzahl) trotzende Gastgeber hätte mehr verdient gehabt
- und das ist kein Widerspruch!
Einen kuriosen Wechsel hatte das Spiel noch zu bieten, nach
der Halbzeit musste Schiedsrichter Grimmer aus gesundheitlichen Gründen passen,
weshalb Assistent Krämer (er pfiff bereits das Vorspiel) übernehmen musste.
Man darf auf die nächsten Begegnungen gespannt sein, u.a.
noch gegen die Aufstiegsanwärter Mendhausen/Römhild und Heldburg. Gelingt es,
die in den letzten Wochen gewonnene Kampfkraft und Spielweise bei hoffentlich
besseren Voraussetzungen beizubehalten, ist vielleicht noch manche Überraschung
zu erwarten, alles schon in Vorbereitung auf die nächste Spielzeit.
Quelle: http://www.sportclub07.de
vom 2.5.2016
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