Schönbrunn– Eine atemberaubende Laufbahn nahm am Samstag ihr Ende. Dirk Forkel vom FC Hinternah-Schönbrunn hängte seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel. Beim letzten Heimauftritt seines Clubs auf der Sportanlage in seinem Heimatort Schönbrunn gegen den TSV Germania Sonneberg-West erfolgte die feierliche Verabschiedung vom aktiven Fußballsport. „Na klar, da ist schon ein bisschen Wehmut dabei“, sagte Dirk Forkel. Leider ging sein letztes Spiel mit 3:4 verloren. „Aber“, sagt er selbst, „es war nochmal alles drin, was zum Fußball dazugehört – Elfmeter, Platzverweis...“ Den Elfmeter für seine Mannschaft schoss Forkel selbst und traf. „Leider hat es nicht mehr für uns gereicht.“
Der Routinier (Jahrgang 1963), Dauerbrenner, Haudegen, Fußballbesessene und Mannschaftskapitän tritt nach 25 Jahren, in denen er den Fußball im wahrsten Sinne des Wortes lebte, von der Fußballbühne ab. Insgesamt ist er dreimal abgestiegen. Zweimal durfte er den Aufstieg feiern. Er blickt auf fast 600 Einsätze im Männerbereich zurück.
Die Fußball-Gene hat er mit Sicherheit von Vater Peter Forkel in die Wiege gelegt bekommen. Dieser war selbst ein bekannter Fußballer. Dirk kickte nach seiner Armeezeit sofort in der ersten Mannschaft, damals noch bei Chemie Schönbrunn, der als Kreismeister 1981/82 (noch ohne Dirk Forkel) in die damalige Bezirksklasse aufgestiegen war. Schönbrunn hielt diese Klasse insgesamt elf Jahre lang, ab 1990 unter dem Namen SV Schleusegrund Schönbrunn. Dirk Forkel brachte es während dieser Bezirksklassenzugehörigkeit auf etwa 200 Einsätze. 1992/93 erlebte Forkel den ersten Abstieg mit, der durch ein torloses Remis beim feststehenden Mitabsteiger Zella-Mehlis besiegelt wurde.
In der 1. Kreisklasse wurde nunmehr in Schönbrunn in der Saison 1993/94 ein Neuanfang gestartet. Schleusegrund belegte hinter dem Kreismeister aus Themar und dem Ortsnachbarn Waldau den Bronzerang. Dieser reichte zwar nicht zum Wiederaufstieg, aber nach der Umstrukturierung doch zur Qualifikation der neugegründeten Kreisliga Hildburghausen.
Er war der Mann für die wichtigen Tore
In der ersten Kreisligasaison sprang am Ende für Schönbrunn der fünfte Tabellenplatz (31:21 Punkte) heraus. Ein Jahr später wurde das Kreisliga-Intermezzo mit dem Bezirks-Comeback beendet. Trainer Witter konnte ohne größere Schwankungen die Mannschaft zum Kreismeistertitel führen. Im letzten Spiel in dieser Aufstiegssaison erzielte D. Forkel beim abschließenden 3:0-Sieg über Westhausen zwei Tore. Die erstmalige Bezirksligazugehörigkeit dauerte aber nur ein Jahr. Der FSV kam in seinen 30 Punktspielen nur zu sechs Siegen und vier Unentschieden – der sofortige Abstieg.
Danach hielt die Talfahrt des FSV weiter an. Erst am 23. Spieltag wurden die Weichen auf Klassenerhalt (am Ende Platz 11) gestellt. Dirk Forkel war in insgesamt 21 Spielen dabei und erzielte zehn Tore.
Vor der Saison 1998/99 wechselte Dirk dann zum SV Hinternah. Sein Talent und seine professionelle Einstellung zum Sport, da war er schon 35, waren in der Kreisliga wahrlich verschenkt. Und so suchte er schweren Herzens die Herausforderung bei den Nahetalern in der Landesklasse. Und es war mit Sicherheit der richtige Weg. Er wurde zum Führungsspieler und später sogar zum Mannschaftskapitän. Und auch zum Matchwinner. Beim sensationellen 3:2-Auswärtssieg beim TSV Holzthaleben markierte er in der 89. Minute den Siegtreffer, als der Ball vom Innenpfosten ins Tor sprang. Oder auch mit seinem raffinierten Schlenzer, es war die 90. Minute, beim 2:1 Derbyerfolg über Steinach, als er sich für den Nahetaler Fußballolymp unsterblich machte. Dirk Forkel war der Mann für die wichtigen Tore.
In den sechs Jahren Landesklasse brachte er es auf 145 Einsätze – eine Wahnsinns-Bilanz. Er war nie ernsthaft verletzt und versäumte nur ganze fünf Begegnungen seines Teams auf dem Platz. 2002 kam es zum Zusammenschluss der Nahetaler und Schleusegrunder zum FC Hinternah-Schönbrunn. Und nach der Saison 2002/03 schließlich zum freiwilligen Rückzug aus der Landesklasse.
In der Kreisliga wurde im Spieljahr 2003/04 ein Neuanfang gestartet und der sofortige Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. Und seit nunmehr vier Spielzeiten kicken der Club aus Hinternah und Schönbrunn und auch Routinier Dirk Forkel in dieser Klasse im Bezirksmaßstab um Ligapunkte. Auch in dieser Saison stand der Mannschaftskapitän noch Woche für Woche seinen Mann. Der aktuell dritte Platz der Mannschaft ist die beste Platzierung der letzten Jahre. Dirk brachte es seit 2004 bis zum heutigen Tag in der Bezirksliga auf insgesamt 109 Spieleinsätze.
Mit seinen insgesamt 588 Spielen schrammt er nur knapp an der 600-er Schallmauer vorbei. Auf die Bundesliga übertragen verkehrt er in solch illustren Kreisen wie Karl-Heinz Körbel (602 Einsätze), Manfred Kaltz (581), Oliver Kahn (557), Klaus Fichtel (552) und Mirko Votava (546).
Nicht nur mit Talent, sondern auch mit Trainingsfleiß sind solche Zahlen zu erreichen. So hat er nachweislich im Spieljahr 1996/97 beim SV Schleusegrund Schönbrunn in der Bezirksliga unter Trainer Rudolf Hess (Fehrenbach) von 65 Trainingseinheiten nur bei einer gefehlt. Davon können die heutigen Trainergenerationen nur träumen.
Sein Herz schlägt für die Borussia und für Jena
Einen Feldverweis gegen Dirk Forkel gab es in seiner langen Laufbahn nicht. Nur einmal, im Spiel der Bezirksliga zwischen Schönbrunn und Schwarza, wurde er mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Aber hier irrte der Steinacher Unparteiische, und nach erfolgreichem Protest wurde die Matchstrafe gestrichen. Das Spiel wurde neu angesetzt und endete vor dem Himmelfahrtstag mit einem Schönbrunner Sieg.
Die Übungsleiter, Trainer und Förderer Norbert Börner, Wilfried Gieck, Henry Witter, Rudolf Hess, Jürgen Lösch, Manfred Wirsing, Manfred Skara, Eckhardt Schmidt und Klaus Blaurock sind eng mit dem Namen Dirk Forkel verbunden. Auch eine Reihe von ehemaligen Weggefährten und Mitspielern wie die Brüder Hergt, U. Schmidt, R. Lösch, T. Krebs (in Schönbrunn) oder die Brüder Langert (Crock), Schreiber (Schmiedefeld), D. Hofmann (Veilsdorf), Lipsius (Viernau), St. Beyhl (Hinternah), T. Langguth (Hinternah), Beljanovic, Vodanovic und Z. Zeudmi (alle in Hinternah) sowie seine Mitspieler in der Kreis- und Bezirksliga D. Maak, O. Blaurock, D. Heim, D. Yorulmaz, D. Polka, T. Pech oder J. Ohme verabschiedeten ihn am Samstag.
Der bekennende Gladbach-Fan Dirk Forkel stimmt inbrünstig mit ein, wenn es heißt: „Es gibt nur eine wahre Borussia“. Und vielleicht erlaubt es die hoffentlich etwas mehr freie Zeit ab Sommer, auch das eine oder andere Bundesligaspiel im Borussia-Park zu besuchen. „Ich war noch nie dort“, erzählt Forkel. „Nur, als Gladbach in Jena gespielt hat, war ich dabei.“ Auch für die Jenaer schlägt sein Herz.
Für seinen Verein will Dirk Forkel künftig noch für die Alte-Herren-Mannschaft auflaufen. „Um ganz aufzuhören, hat man einfach zu lange gespielt.“ Die Abschiedsfeier am Samstag war nach Aussage Dirk Forkels richtig gut, richtig lange und feucht-fröhlich. Er hat’s verdient. awh/clf
Dirk Forkel |
Wo besser als in seinem Heimatort Schönbrunn hätte für Dirk Forkel der ideale Ort für sein allerletztes (Heim)-Punktspiel sein können. Allerdings klingt hier beim Gedanken an das Karriereende etwas Wehmut mit. Der Routinier und Führungsspieler brachte es bisher (seit 1997 sind die Zahlen belegbar) auf seinen Fußballstationen zwischen der 1. Kreisklasse und der Landesklasse auf folgende Einsätze und Torerfolge:
1. Kreisklasse: 1993/94, 24 Spiele
Kreisliga: 1994-96, 42 Spiele; 1997/98, 21 Spiele, 10 Tore; 2003/04, 23 Spiele, 5 Tore
Bezirksklasse: 1984-93, 201 Spiele
Bezirksliga: 1996/97, 23 Spiele; 2004-08, 109 Spiele, 18 Tore
Landesklasse: 1998-2003, 145 Spiele, 17 Tore
Gesamt: 588 Spiele, 50 Tore
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Dynamisch wie eh und je: Dirk Forkel (links) am vergangenen Samstag im Bezirksliga-Spiel gegen Sonneberg/West. Foto: Ehrlich
Quelle: Freies Wort, Lokalsport Hildburghausen vom 3.6.08 | |