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1. Mannschaft 11/12

SV Neuhaus-Schierschnitz vs. FC Rot-Weiß Erfurt
0 : 9

Fußball-Fest trotz Birkenstich
 

Beim gestrigen Landespokalspiel zwischen Gastgeber SV Isolator Neuhaus- Schierschnitz und dem Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt (0:9) ist das Ergebnis zweitrangig, das Fußball- Fest aber einmalig.


Neuhaus-Schierschnitz
– Es schien angerichtet zu sein am gestrigen Montagmittag, als der Erfurter Mannschaftsbus (mit Gothaer Autokennzeichen) auf der „Biene“ vorfuhr. Da aber war das Völkchen vor Ort schon in heller Aufruhr. Früh, 9 Uhr, hatte Beate Haude vom Iso-Organisationsteam wohl zuerst den tagelang liebevoll vorbereiteten Platz „Biene“ betreten und sofort Vereinschef Ulrich Ehnes herbeizitiert. Mitten auf dem kurzgeschnittenen Rasen war ein Baum gepflanzt worden. Gut fünf Meter soll die Birke hoch gewesen sein, die hier im doppelten Sinne des Wortes nun im Mittelpunkt stand. Frank Täubert, selbst Fußballspieler, griff sofort zum Handy und schoss ein Beweisbild vom Tatort „Biene“, nein „Birke“. Die Scherzbolde – keiner will es sagen, alle denken es – müssen Einheimische gewesen sein. Denn so sorgfältig, so liebevoll, so akkurat das weiße Bäumchen im Anstoßkreis gepflanzt worden war – Vandalen oder gar Gästefans passen da überhaupt nicht ins Täterprofil. Die Überreste dieser Baumpflanzaktion zum Tag der Deutschen Einheit fristen nun ihr Dasein im Niemandsland – im südwestlich gelegenen Wäldchen, unter vielen anderen Birken, Gleichgesinnten sozusagen.


Eigentlich war es für Stadionsprecher und Mannschaftsbetreuer Stefan Eisentraudt der perfekte Einstieg, um die knapp 1500 Gäste kurz vor 13 Uhr zu begrüßen. Er hatte mit der Anekdote vom kleinen Birklein, das keiner haben wollte, die Lacher auf seiner Seite und gab so den Startschuss für ein gelungenes Fußball- Fest, in dem nicht nur auf dem Platz viel passierte. Hinter den Kulissen hatten knapp 100 Freiwillige gewirkt, ohne vorher zigfach dazu aufgefordert worden zu sein. Das passt zum Vereinsbild, zur Philosophie der Einheimischen. Wird Hilfe gebraucht, wird tüchtig angepackt. Angefangen bei den Feuerwehren Neuhaus- Schierschnitz, Rottmar und Gefell bishin zu den Eintrittskartenverkäufern, den Teams am Ausschank, Bratwurstrost oder den Ordnern. In dieses Uhrenwerk griffen sogar die Kleinsten ein, denn als Schiedsrichter Maik Ronis zum „wieder genesenen“ Anstoßkreis bat, führten die Junioren der heimischen Spielgemeinschaft die keinesfalls orientierungslos wirkenden 22 Kicker aufs Feld. Kein Schlachtfeld, ein Fußballfeld – das zeigte sich in den folgenden 90

Minuten.

Rot-Weiß-Trainer Stefan Emmerling hatte seine Jungs trotz des jüngsten Heim-Remis gegen Burghausen bestens eingestellt. Die Gäste traten keinesfalls überheblich auf, nahmen ihren Gegner ernst und setzten die Marschroute ihres Fußballlehrers von Beginn an um. Marcel Reichwein eröffnete nach drei Minuten den Torreigen und traf kurz vor der Pause noch einmal. Gaetano Manno (15./16./23.) – der mit Abstand auffälligste Erfurter – legte drei Buden nach, so dass sein Coach schon nach 28 Minuten (wahrscheinlich wie geplant) einen Doppelwechsel vornahm. Isolator-Trainer Andreas Enke war bis dahin schon mehrfach von der Bank aufgesprungen und hatte gefordert: „Man, wach werden!“ Angesichts des Gegners war aber die Leistung seiner Jungs nicht unterirdisch. Klar kam Goalgetter Martin Gelbricht nicht wie gewohnt zum Zuge. Dafür zog hinten Torwart Reinhard Meusel den Erfurtern dank Klasseparaden mehrfach den Zahn. Oder der junge Andreas Löffler stellte auch einmal den pfeilschnellen Phil Ofosu- Ayeh. So bekam das Publikum durchaus Gelegenheit, auch den Einheimischen zu applaudieren – wenn auch nicht zu einem Torerfolg. Schade eigentlich, denn die Zahl der Iso-Ballkontakte  verfünffachte sich gefühlt nach der Pause. Zwar legten Joan Oumari (64.), Phil Ofosu- Ayeh (73.) und Dominick Drexler (74.) für die Erfurter nach, doch sie nährten trotzdem die Hoffnung des ausgewechselten Gelbrichts auf der Iso-Bank: „Unter zehn  schaffen wir!“ Unterdessen hatten sich RWE-Trainer Emmerling schon mit den Gastgebern angefreundet: „Was sprecht ihr hier eigentlich für einen Dialekt? Fränkisch?“, fragte er. Auf das Nicken seiner Gesprächspartner mutmaßte er: „Da muss die Landesgrenze aber nicht weit weg sein.“ Ihre professionelle Einstellung – auf und neben dem Spielfeld – vergaßen die Gäste jedoch nie. Sei es beim schönsten Tor des Tages von RWEKapitän Bernd Rauw, der den Ball aus der Drehung heraus unhaltbar versenkte (89.). Sei es das faire Miteinander auf dem Platz, denn trotz Ehrgeiz trat man lieber vom Gas als den Kontrahenten zu verletzen. Sei es das geduldige Autogrammeschreiben von Thomas Ströhl oder Marcel Reichwein nach dem Schlusspfiff. Oder sei es die ehrliche Einschätzung von RWE-Trainer zum verpatzten Heimspiel gegen Burghausen (3:3): „Leverkusen hat auch in Dresden 3:0 geführt – und? Das darf nicht passieren. Wir sind selber Schuld.“

Neuhaus-Schierschnitz dankte es mit einer ländlich-humorvollen Art. Sei es am Spielfeldrand – Ordner Harry wurde unüberhörbar gefragt: „Was bezahlst’n, wenn ich nen Flitzer mache?“. Sei es mit Kevin Kania im Fan-Lager („Ihr müsst mal in Jena anrufen!“). Oder sei es in der Coaching-Zone der Gastgeber, als Enke kurz vor Schluss forderte: „Eins grieg mo abber!“ Das Ehrentor blieb den Schiernzer versagt, auch weil Erfurt bis zum Ende den Gegner ernst nahm – so werden Fans überzeugt und neue gemacht. se/fri


Quelle: Freies Wort, Lokalsport Sonneberg vom 4.10.2011


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