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1. Mannschaft 19/20

Erlauer SV Grün-Weiss vs. SV 08 Westhausen
1 : 0

Zu viel Schatten trübt das Licht

 

Mit einem 1:0-Sieg über Westhausen sichert sich der Erlauer SV die ersten drei Punkte in der noch jungen Saison der Fußball-Kreisoberliga. Doch die Stimmung ist getrübt.

 

Von Carsten Jentzsch

 

Erlau – 1:0-Sieg. Drei Punkte, strahlend blauer Himmel, saftiges Grün, und Dauerbrenner der Kreisoberliga. Für den Erlauer SV ist es die nunmehr achte Spielzeit in der höchsten Kreisspielklasse. Für diesen Erfolg steht auch Renate Neumann, eine heimliche Heldin im Hintergrund. Seit zehn Jahren ist sie, wie sie selbst sagt, „Mädchen für alles". Über ihren leider schon viel zu früh verstorbenen Ehemann Jürgen kam die 69-Jährige damals zum Verein und ist nach wie vor mit Leib und Seele dabei. Wenngleich sie auch zugibt, dass es hin und wieder Momente gibt, in denen es nervt, „Mädchen für alles" zu sein. Besonders dann, wenn Dinge nicht so funktionieren, wie sie sollen. Die Motivation weiterhin eine Heldin in der zweiten Reihe zu sein, verliert sie dadurch aber nicht. „Ich verstehe mich gut mit den Jungs. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Sie spielen einen tollen Fußball", sagt sie. Für tollen Fußball steht auch ein braun gebrannter Dominik Eggemann, der weit vor dem Anstoß mit Sohn Pepe in Eintracht versunken das Spiel der zweiten Mannschaft verfolgt. Auf der Bank hinter dem Tor sitzt auch der mit Sonnenbrille und Limo bewaffnete Wolfgang Triebel, der gemeinsam mit Marko Frühauf die Geschicke der ersten Elf leitet. Es wird viel geredet, gelacht, die Stimmung wirkt ausgelassen.

 

Doch wo Licht, da ist auch reichlich Schatten. Nicht nur deshalb, weil zwischenzeitlich eine große Wolke den Stern von dem so vieles abhängt, verdeckt. Personalnot nennt sich das, wovon die Grün-Weißen auch in dieser noch jungen Saison geplagt werden. „Wir pfeifen im Moment aus dem letzten Loch", bringt es Marko Frühauf auf den Punkt. Mit Mathias Burand, Philipp Rienecker, David Pfeufer, Phil Drews und auch Dominik Eggemann fallen derzeit wichtige Spieler aus. Dabei stand Eggemann zum Saisonauftakt gut 40 Minuten auf dem Platz. Zu viel. Denn jetzt ist für den 30-Jährigen, der bereits in der Rückrunde der abgelaufenen Spielzeit nur noch sporadisch zum Einsatz kam, vorerst Schluss. Erneut macht ihm die Bandscheibe schwer zu schaffen. Das Spiel gegen den anderen Dino der Liga aus Westhausen kann er nur in der ungeliebten Rolle des Zuschauers wahrnehmen. Und das, obwohl es zuletzt so gut aussah. Doch inzwischen schließt der Spielgestalter selbst ein vorzeitiges Karriereende nicht mehr aus. Auch Erlaus Vorsitzender Florian Kessler, der sich zu Beginn der abgelaufenen Saison wieder einmal einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, steht nicht mehr zur Verfügung, hat er doch auch deshalb seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Hinzu kommt die Dunkelziffer an Spielern, die sich schon seit Wochen mit dem ein oder anderen Wehwehchen rumplagen. Da trübt die Verletzung von Hannes Keller, der in der Schlussphase ausgewechselt werden musste, die ersten drei Punkte in der neuen Saison umso mehr. Schlüsselbeinbruch lautet die bittere Diagnose. „Das zieht natürlich runter. Wenn das so weiter geht ...", sagt Frühauf und bricht den Satz ab. Er will ihn gar nicht fortführen, hofft dagegen auf mehr Licht.

 

Für Lichtblicke sorgt an diesem Sonntag vor allem einer: Jonas Vogt. 17 Jahre jung und schon ganz schön abgezockt. In der 60. Minute kommt er beim Stande von 0:0 für Sebastian Hess und macht auf der rechten Seite gleich mächtig Betrieb. Zehn Minuten später gibt er die Vorlage zum 1:0-Siegtreffer durch Nico Birkenwald. Wenig später hätte sich Birkenwald mit einem fein durchgesteckten Ball in Westhausens Sechzehner um ein Haar beim Youngster revanchieren können. Doch Westhausens Marco Bocklitz bekommt beim Schuss durch die Hosenträger gerade noch ein Bein quer, der Ball landet erneut bei Vogt. Der Winkel ist nun sehr spitz. Er versucht es trotzdem. Knapp vorbei. Auch in den folgenden Minuten hinterlässt der Nachwuchsspieler, der zuvor bereits eine Halbzeit für die zweite Mannschaft absolviert hat, einen mehr als soliden Eindruck. An nahezu allen Offensivaktionen ist der Mann mit der Nummer 19 nun beteiligt. „Jonas, komm jetzt belohn dich dafür", ruft Triebel noch in der Schlussphase über den Platz, doch ein Treffer gelingt dem Breitenbacher nicht mehr. Auch der 19-jährige Kevin Pabst aus Schleusingen, der früher für die Jugend in Suhl und Großbardorf gespielt hat, aufgrund einer Verletzung nun jedoch längere Zeit lang nicht mehr spielen konnte, ist jemand, auf dem in Erlau die Hoffnungen ruhen.

 

„Wir arbeiten derzeit akribisch daran, etwas Neues für die Zukunft aufzubauen. Wir werden in dieser Saison immer wieder den ein oder anderen jüngeren Spieler reinbringen. Allerdings können wir sie derzeit nicht so behutsam aufbauen, wie wir uns das gedacht haben. Leider müssen wir sie gleich ins kalte Wasser werfen", so Triebel. Muss ja aber nicht immer von Nachteil sein, wie sich an diesem Tag bewiesen hat.

 

Ein Erfolg mit jugendlicher Handschrift über den sich Westhausens Trainer aufgrund des couragierten Auftritts, vor allem in der Anfangsphase, in der Erlau sich über ein 0:1 nicht hätte beschweren dürfen, ärgert. „Die ersten zwanzig Minuten waren sehr solide. Aber anschließend haben wir uns die Butter vom Brot nehmen lassen. Auch in der zweiten Hälfte hatten wir das Spiel im Griff. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen", meint Markus Roth.

 

Erlau: Zaschke, Leue, Pabst (53. Keller (90. Wagner)), Hellmich, Heidmüller, Wohlleben, Greiner, Birkenwald, Annemüller, Wilke, Hess (60. Vogt)

 

Westhausen: Bocklitz, Frank, Kick, Bohlig, Bock, Scheffel, Weikard, Müller, Hofmann, Schild (72. Kaiser), Culmbacher (60. Leipold)

 

Annemüller (Waldau) – 140 – 1:0 N. Birkenwald (70.)

   

Quelle: Freies Wort, Lokalsport Hildburghausen vom 12.8.2019


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