Für ein paar Spielminuten lag die Sensation förmlich in
der Luft: Gegen die Traditionself vom FC Carl Zeiss Jena stand es nach acht
Minuten 1:0 für die Altherren-Auswahl mit
Spielern des Landkreises.
Mengersgereuth-Hämmern – So manch’ einer musste sich wohl zu Beginn des
Fußballabends am Freitag in Mengersgereuth-Hämmern die Augen reiben. Denn die in
schwarzgold aufgelaufene, zusammengewürfelte Alte-Herren-Mannschaft war zunächst mehr in der Jenaer
Hälfte unterwegs als in der eigenen Abwehr. Kay Luthardt versenkte schon nach
acht Minuten den ersten Treffer gegen die Traditionself von Carl Zeiss.
Wenig später hatte André Friedrich gar die Chance, per
Kopfball auf 2:0 zu erhöhen. Jens Nicolai lag der Ausbau der Führung gleich zweimal förmlich auf dem Fuß. Fast
20 Minuten lang drehten die Alten Herren – eine Mischung aus gestandenen Bettelhecker,
Köppelsdorfer, Sonneberger, Schalkauer, Rauensteiner und Mengersgereuther Fußballern – so richtig auf. Dann
jedoch konterten Bernd Stange, Harald Irmscher, Lothar
Kurbjuweit & Co. mit ihrer ganzen Routine. Dem Solo
des Zeiss-Stürmers Christian Reimann hatten die Mengersgereuther nichts entgegen zu setzen. Es folgte
ein Strafstoß, den Miroslav Jovic zum 1:2 verwandelte. Zwei weitere Tore kassierten die Schwarz-Goldenen bis
zur Halbzeit, wobei ihr Keeper Ronny Bayer noch mehrere Hochkaräter vereitelte.
Als Referee Klaus-Dieter Lepke (Spechtsbrunn) nach 80 Minuten die Partie
abpfiff, war der Tor-Gong von Stadionsprecher Ulli
Wohlfahrt zehn Mal erschallt: Mit 7:3 hatte Carl Zeiss das vom FSV 1999 Mengersgereuth- Hämmern organisierte
Freundschaftsspiel für sich entschieden.
Teils von der Trainerbank verfolgte der frühere
DDR-Nationalcoach Bernd Stange (69) die Partie. Er lobte den „einwandfreien Gegner": „Die Jungs sind sportlich
wie technisch gut drauf und kämpfen unheimlich."
Vor allem Mittelfeldmann Ronny Brehm hatte es dem Oldie
angetan: „Wenn der jung wäre, würde ich ihn sofort nach Jena schicken – bei
seinem Spielverständnis." Stange staunte über die eigenen Mannschaftskameraden
ebenso: „Der Irmscher ist 71, der läuft noch wie ne Uhr. Da sieht man die internationale
Klasse aufblitzen." Ein Mal pro Woche trainiert die Traditionself in Jena. Etwa
zwei Mal im Jahr tritt sie zu einem Freundschaftsspiel wie diesem an: „Der Spaß am Sport und der Antrieb, bis ins
hohe Alter fit zu bleiben", benennt Stange die Gründe, warum er noch gern auf dem Platz steht und an diesem
Abend mit seinen Mannen ins Südthüringische gereist ist. Ähnlich ergeht es Fußball-Legende Harald
Irmscher, Spieler in der DDROberliga und Nationalmannschaft und später
Fußballtrainer. Fast das ganze Spiel hat er im Alter von 71 Jahren
durchgepowert und gönnt sich im Anschluss ein Bierchen: „Die Mengersgereuther
sind sehr, sehr gute Gastgeber. Sie haben einen schönen Platz. Das Vereinsheim
und die Kabinen sind auf hohem Niveau – bemerkenswert für so eine kleine
Gemeinde", konstatierte er. Spielerisch fand er die Alte-Herren-Auswahl
ebenfalls top: „Wenn man bedenkt, dass sie so in dieser Formation zum ersten
Mal gespielt hat, haben sich die Jungs recht gut verkauft und hatten auch viele Chancen."
Eine faire Partie, ohne
Verletzte, mit raffinierten Kabinettstückchen, zehn Toren... Was will das
Fußball-Herz mehr? Allein die Zuschauer-Zahl trübte das Fußball-Highlight im
Hinterland: 300 Besucher waren vom FSVVorstand im Vorfeld angepeilt
worden. Gerade mal knapp die Hälfte hatte sich aufgerafft – trotz Abendsonne
und Windstille. Hartmut Franz, Mitglied im Kreissportbund Sonneberg, hatte
dafür die richtigen Worte parat: „Wenn man überlegt, dass im Landkreis
Sonneberg rund 3000 Fußballer im Verband organisiert und heute so wenig davon
hier sind, dann ist das beschämend." Die Bemühungen der Vereine würden nicht gewürdigt, und eigentlich sollten solche
Veranstaltungen die ganze Region beleben und Interesse wecken.
Gerade jüngere Fußballer könnten sich doch hier was
abschauen, ist Franz überzeugt. Ähnlich denkt auch Thomas Roß, der aus Steinach
herübergekommen ist: „Für das, was hier geboten wurde, hätte es wesentlich mehr
Zuschauer verdient. Es ist schön, dass ein solches Freundschaftsspiel überhaupt
organisiert wurde und es zeigt die Kreativität der Köpfe im Verein. Man sollte
dieses Engagement mutig beibehalten", so der Fördervereinsvorsitzende des SV 08
Steinach. Unter Irmscher hat er einst selbst trainiert in der
Jugend-Nationalmannschaft der DDR. Beim FC Carl Zeiss Jena hatte er drei
Erstliga-Einsätze. Insofern ist Roß froh, einige seiner alten Weggefährten zu
treffen. Und zu sehen, dass sie trotz ihres Alters den Spaß am Fußball nicht
verloren haben.
Alte Herren Sonneberg: Ronny Bayer, Mario Otto, Stephan Brückner, Sven Reyher, Franz Gutt,
Thomas Spörl, Mike Eber, Heiko Heßland, Jens Nicolai, Peter Leuthäuser, Stefan
Wohlfahrt, Michael Kocksch, Ronny Brehm, Sandro Schultheiß, Kay Luthardt,
Marian Rexheuser, Holger Scheler, André Friedrich, Mario Ries
Carl Zeiss Jena: Harald Irmscher, Bernd Stange, Lothar Kurbjuweit,
Ulrich Göhr, Heiko Weber, Miroslav Jovic, Henryk Lihsa, Steffen Zipfel, Frank
Berger, Fred Steinborn, Stefan Treitl, Christian Reimann, Christian Fröhlich
Klaus-Dieter Lepke (Spechtsbrunn) – 140 – 1:0 Kay
Luthardt, 1:1 Christian Reimann, 1:2 Miroslav Jovic (Elfmeter), 1:3 Christian
Reimann, 1:4 Christian Reimann, Pause, 1:5 Miroslav Jovic, 2:5 Kay Luthardt,
2:6 Miroslav Jovic, 2:7 Frank Berger, 3:7 Marian Rexheuser
Quelle:
Freies Wort,Lokalsport Sonneberg vom 3.7.2017
Die Vorschau:
Nationaltrainer wird
(heraus)gefordert
Bernd Stange kommt an die Quieraustraße: Der FC Carl
Zeiss Jena kommt mit seiner Traditionself am Freitag, 30. Juni, zum
Fußballspielen nach Mengersgereuth-
Hämmern. Dort trifft er auf eine gut bestückte
Altherrenauswahl des Landkreises Sonneberg.
Mengersgereuth-Hämmern – Auf Einladung des gastgebenden FSV 1999
Mengersgereuth-Hämmern werden am heutigen Freitag Spieler wie Bernd Stange,
langjähriger Coach der DDR-Nationalmannschaft, sowie Lothar Kurbjuweit, Olympiasieger mit der
DDR-Auswahl, im Stadion an der Quieraustraße auflaufen. Ab 19 Uhr geht es 90
Minuten lang gegen eine Altherrenauswahl mit routinierten Spielern aus dem
ganzen Landkreis Sonneberg.
Der Anstoß erfolgt um 19 Uhr; der Eintritt kostet fünf
Euro; Kinder zahlen nichts. Neben Bernd Stange und Lothar Kurbjuweit dürfen sich Fußballfans auch auf weitere
Größen in der Traditionself freuen: Harald Irmscher, Heiko Weber, Ulrich Göhr,
Fred Steinborn, Stefan Treitl, Steffen Zipfel, Henryk Lihsa, Frank Berger, Christian
Reimann, Miro Jovic und Christian Fröhlich bilden das Team. Mit dabei sind als
Betreuer auch Amigo Scheitler und Günther Burkhardt. „Das Freundschaftsspiel
ist wieder eines der Highlights in unserem Vereinsleben", sagt FSV-Vorstand Holger
Scheler. Schon in den vergangenen Jahren hatte Scheler und der FSV 1999
namhafte Mannschaften nach Mengersgereuth-Hämmern geholt – unter anderem Dynamo
Dresden, Holstein Kiel, Rot-Weiß Erfurt, den 1. FC Nürnberg, den FSV Zwickau sowie die Bundesliga-A-Junioren
von Hertha Berlin-Zehlendorf.
Bernd Stange gilt als einer „der großen Fußball-Helden
des Ostens", schrieb einmal die Mitteldeutsche Zeitung über ihn. Von 1983 bis
1988 war Bernd Stange Chefcoach der DDR-Nationalauswahl. Nach der Wende folgten
für den Trainer Stationen bei Hertha BSC und VfB Leipzig, ehe ihn seine
Fußballreise quer um den Globus führte: vom australischen Perth über Irak bis
nach Singapur, wo er im Frühjahr 2016 seinen Trainerposten der
Nationalmannschaft aufgab. In über 162 Länderspielen stand er bislang für fünf
verschiedene Fußball-Verbände an der Seitenlinie. Auch mit seinen 69 Jahren
denkt der sächsische Fußball-Coach noch nicht ans Aufhören, wie er auch der Bildzeitung
in einem Interview mitteilte. Stattdessen sei seine Karriere „noch nicht zu
Ende. Ich bin gesund und topfit – spiele Fußball und treibe Sport", wie der
ehemalige DDR-Trainer zu verstehen gibt. Davon kann sich jeder, der Lust hat,
heute überzeugen: 19 Uhr, auf dem Sportplatz in Mengersgereuth-Hämmern.
Allerdings hofft Stange selbst, dass
FSV-Organisator Holger Scheler nicht sein Landkreis-Dreamteam auf den Rasen
schickt. „Er hat Angst, dass wir zu jung für ihn sind", scherzt der
Mengersgereuther, der auf seinem Auswahlzettel sicherlich Namen wie Luthardt,
Eber, Nicolai, Scheler, Brehm, Wohlfarth, Bayer und Gutt stehen hat. Aus
Schelers Sicht sei das aber nicht das Wichtigste: „Wir wollen die alten
Haudegen noch einmal sehen und hoffen, dass so 200, 300 Gäste zu uns finden", meint
Scheler. Ein wenig bange blickt er dabei aber hinauf zum Himmel, denn seit zwei
Tagen hat es geschüttet wie lange nicht mehr. „Wir können nur hoffen, dass es
besser wird", flüstert Scheler und ergänzt, nun mit kräftiger Stimme: „Es wird besseres
Wetter!"
Dass man in Mengersgereuth- Hämmern bei solchen
prominenten Gästen nichts dem Zufall überlässt, ist für Scheler und sein Team
klar. Für Speis und Trank wird bestens gesorgt sein. Und Uwe Scheler-Eckstein
wird am Freitagmittag noch einmal den Rasenmäher-Traktor anwerfen und das Grün
an der Quieraustraße auf Wunschhöhe trimmen. Perfekt. Garantiert. hei/fri
Quelle: Freies Wort,
Lokalsport Sonneberg vom 30.6.17
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